5 research outputs found

    Regieren Algorithmen? Über den sanften Einfluss algorithmischer Modelle

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    Die gegenwärtige sozial- und kulturwissenschaftliche Kritik an Algorithmen bezieht sich vor allem auf zwei Aspekte: Dass Algorithmen, erstens, grundsätzlich auf subjektiven Vorstellungen und Vorurteilen beruhen, und dass sie, zweitens, meist im Verborgenen operieren. Wenig beachtet wird dabei die Frage, welchen politischen Einfluss Algorithmen eigentlich haben. Um den politischen Einfluss von Algorithmen zu verstehen, schlage ich Michel Foucaults Perspektive der Gouvernementalität vor. Die politische Bedeutung algorithmischer Modelle besteht dieser Perspektive nach gerade darin, dass sie das tun, was eigentlich dem liberalen Staat vorbehalten ist, nämlich die Bevölkerung zu regieren. Unternehmen wie Google oder Facebook, die weitverbreitete und potente algorithmische Modelle besitzen, sind - so mein Schluss - 'gouvernementale' Unternehmen, die die staatlichen Regierungsinstanzen vor grundlegende Fragen stellen

    Gerechtigkeit durch Common Sense? Eine poststrukturalistische Kritik an John Rawls' Gerechtigkeitstheorie

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    John Rawls hält unsere Gesellschaft für ungerecht. Die Grundlage seiner Theorie der Gerechtigkeit ist deshalb die Gedankenfigur des Urzustandes unter den Bedingungen eines Schleiers des Nichtwissens. Mithilfe dieser Figur, so Rawls, schaffen wir es, zu Gerechtigkeitsprinzipien zu gelangen, die nicht durch die ungerechte Einrichtung der gegenwärtigen Grundstruktur verzerrt werden. Genau hier setzt der vorliegende Aufsatz mit einer poststrukturalistischen, von Michel Foucault ausgehenden Kritik an. Weil die von Rawls postulierte Idee von Gerechtigkeit vom existierenden Common Sense der Subjekte und der Berücksichtigung der subjektiven Intentionen ausgeht, übersieht sie die aus dieser Perspektive wichtigere Frage der Subjektivierung. Weil auch im Common Sense, also darin, wo alle sich einig sind, Ungerechtigkeit existiert, ist die so erreichte Gerechtigkeitsdefinition nicht unbedingt frei von Ungerechtigkeit. Die Lösung dieses Problems liegt nicht in einer richtigeren oder besseren Gerechtigkeitstheorie begründet, sondern im kritischen Vorbehalt gegen eine solche Theorie selbst.John Rawls considers our society as unjust. Hence the basis of his Theory of Justice is the important figure of the original position that is limited by a veil of ignorance. By applying this figure, Rawls claims, we can prevent the principles of justice from being biased by the unjust conditions of our contemporary basic structure. With the help of Michel Foucault’s critical insights it is argued that by referring to the existing common sense of the subjects and their subjective intention, Rawls misses the crucial question of subjectification. Since injustice may be present in the common sense itself, a concept of justice that relies on this common sense is not devoid of injustice. The solution to this problem is not a better or proper version of a theory of justice but a critical reservation to such theory itself

    Kommunizieren und Herrschen: Zur Genealogie des Regierens in der digitalen Gesellschaft

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    In der digitalen Gegenwart mit ihren sozialen Medien, der Verbreitung von mobilen Endgeräten und der ständigen Verfügbarkeit des Internets ist Kommunikation allgegenwärtig. Doch während Plattformen und Algorithmen zunehmend in der Kritik stehen, wird die befremdliche Allgegenwart der Kommunikation als Segnung des technischen Fortschritts gefeiert. Ein großer Fehler: Denn unter der harmlosen Idee der Kommunikation schlummert eine ganze politische Programmatik. Die Analyse dieser Programmatik führt von der Frage, wie der moderne Mensch überhaupt zu einem kommunizierenden Wesen geworden ist, über Kommunikation als Mittel der Herrschaft bis zu den Möglichkeiten des Widerstands heute

    Subversion der Gegenwart: Subjektivität und Politik im Anschluss an Adorno, Hardt und Negri

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    "Dass die Vorstellung einer sich selbst bewussten Arbeiterklasse in der Moderne unmöglich geworden ist, ist vielleicht eine der zentralen Einsichten der Schriften Theodor W. Adornos. Mit dieser Einsicht schwindet zugleich das subversive Potenzial, das zur grundsätzlichen Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse notwendig ist. Doch heißt das, dass es heute keine subversive Subjektivität mehr gibt? Ließe sich dieser Niedergang der Arbeiterklasse nicht zugleich als Aufstieg eines neuen subversiven Subjekts verstehen, das Antonio Negri und Michael Hardt als Multitude bezeichnen? Und welche Rolle spielt in dieser Hinsicht die Idee von Politik? In diesem Aufsatz sollen diese beiden theoretischen Perspektiven zur Klärung eines zentralen Paradoxes der Gegenwart genutzt werden: Alle arbeiten, aber niemand will Arbeiterin sein. Der Grund für dieses Paradox, so der Schluss, ist in der Arbeit selbst begründet." (Autorenreferat
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